Apples Siri ursprünglich für Android vorgesehen

Patrick Bellmer
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Eine der wesentlichen Neuerungen des iPhone 4S gegenüber dem Vorgänger war im Herbst 2011 der Sprachassistent Siri. Die neue Funktion sollte die Bedienung in vielen Punkten erleichtern und steht mittlerweile für insgesamt sechs iOS-Geräte zur Verfügung – obwohl er eigentlich auf Android-Smartphones zum Einsatz kommen sollte.

Dies zumindest schreibt die Huffington Post in einem Bericht über den Ursprung Siris. Bekannt war bislang, dass Apple das hinter dem Assistenten stehende Unternehmen Siri Inc. im April 2010 für 150 bis 250 Millionen US-Dollar übernommen hatte, um die eigene Plattform iOS mit der Spracherkennung und -steuerung auszustatten. Nur wenigen bekannt war bislang aber, dass Siri zu diesem Zeitpunkt in zahlreichen Punkten vom 2011 vorgestellten Produkt abwich und unter anderem vom US-Verteidigungsministerium finanziell gefördert wurde.

Dabei gab es, so die Angaben stimmen, vor allem zwei große Unterschiede: Die Antworten wurden nicht gesprochen, sondern als Text auf dem Display angezeigt; zudem konnte die Software in deutlich mehr Quellen nach Antworten suchen und Inhalte dieser miteinander zu einer Antwort kombinieren. Als Reaktion auf die Suchanfrage nach einem Restaurant konnten so Informationen der Dienste Yelp, Yahoo! Local, Google Maps und anderer zusammengefasst werden. Aber nicht nur Fragen konnten beantwortet werden, auch die Reservierung von Karten, Tischen und ähnlichem war bereits ohne weiteres Zutun möglich.

Aber auch vorhersehende Funktionen, die Apples Siri noch heute fehlen, waren bereits teilweise integriert. So konnte das Programm schon vor der eigentlichen Frage antworten – ähnlich dem, was Google Now seit einigen Monaten zu leisten vermag. Als Beispiel nennt der Artikel einen verspäteten Flug, den Siri erkannte und selbsttätig nach Alternativen suchte.

Ebenfalls überraschend ist, was sich laut der Huffington Post nur wenige Monate vor dem Kauf durch Apple zugetragen haben soll. Denn bereits im Herbst 2009 habe der US-amerikanische Mobilfunkbetreiber Verizon sein Interesse bekundet und einen Vertrag mit Siri Inc. geschlossen. Dieser sah vor, dass Siri als Applikation auf allen Android-Smartphones, die das Unternehmen in sein Portfolio aufnehmen würde, vorinstalliert werde. Zudem erschien für wenige Wochen eine iOS-Applikation, allerdings nur in den USA.

Ein Gespräch zwischen Siri-Mitbegründer Dag Kittlaus und dem damaligen Apple-Chef Steve Jobs Anfang 2010 habe dann für ein Umdenken gesorgt. Dem Bericht zufolge hätten Jobs Pläne und Ideen Kittlaus derart beeindruckt, dass dieser für eine Aufhebung des Vertrags mit Verizon und den Verkauf an Apple gesorgt habe. Warum der iPhone-Hersteller letztlich aber zahlreiche Funktionen strich oder erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder einführte, ist nicht bekannt.