Internet-Kriminalität nimmt rapide zu

Frank Hüber
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Die Kriminalität im Internet nimmt rapide zu. Die von der deutschen Internet-Wirtschaft gegründete Initiative „no abuse in internet“ (naiin) ging in den Jahren 2000 bis 2005 nach eigenen Angaben mehr als 126.000 Hinweisen auf illegale Online-Aktivitäten nach.

Daraus resultierten insgesamt 15.640 Ermittlungsverfahren. Das geht aus dem 5-Jahresbericht hervor, den die Initiative heute in Berlin vorgestellt hat. Die naiin-Beschwerdestelle „netwatch“ bearbeitete demnach allein im vergangenen Jahr 51.300 Beschwerden von Internet-Nutzern. Im Jahr 2004 waren es noch 30.260. Der Initiative gelang es demnach nicht nur, strafbare Aktivitäten zu unterbinden und illegale Inhalte aus dem Netz zu entfernen, sondern auch direkt Straftäter zu identifizieren und der Strafverfolgung zuzuführen.

Vor allem der Handel mit Kinderpornografie hielt die Fahnder der Internet-Wirtschaft auf Trab. 57 Prozent der in den vergangenen fünf Jahren eingegangenen Beschwerden betrafen diesen Bereich. Aber auch der Rechtsextremismus ist nach wie vor präsent. Immerhin ein gutes Viertel der Hinweise (24 Prozent) behandelte rechtsextremistische Ausschweifungen – vorwiegend in Diskussionsforen. Weitere Problemfelder stellen sexuelle Übergriffe auf Kinder, Jugendschutz-Verstöße sowie diverse Betrugsformen dar. Vor allem das so genannte Phishing, bei dem Internet-Nutzer unter Vortäuschung falscher Tatsachen zur Herausgabe von Online-Banking-Daten und Kennwörter verleitet werden, sorgte in den vergangenen zwei Jahren für einen regelrechten Boom beim Cyber-Betrug.

Für die nächsten Jahre rechnet die Initiative mit einem weiteren Anstieg der Internet-Kriminalität, wobei man der Politik eine Mitschuld geben möchte, da diese es bislang aus Sicht von naiin versäumt haben, durch geeignete Maßnahmen ein Umfeld zu schaffen, in denen ein effizientes Vorgehen gegen Straftaten im Internet möglich ist. Von der großen Koalition habe sich die Initiative mehr erwartet. Ohnehin spiele das Internet in der politischen Diskussion nicht die Rolle, die es bereits in der Gesellschaft und Wirtschaft innehat, so naiin.

Wo es in der Politik mangelt, soll die Initiative künftig ansetzen. Vor allem international hat naiin deshalb aufgerüstet und europäische Strukturen aufgebaut. In Kürze soll auch die Beschwerdestelle der Einrichtung mehrsprachig verfügbar sein und so als Anlaufstelle für alle europäischen Internet-Nutzer dienen, die auf strafbare Inhalte im weltweiten Datennetz stoßen. naiin zeige, dass man den von Pädokriminellen, Extremisten und Betrügern getragenen abscheulichen Entwicklungen nicht machtlos gegenüber stünde, so der ehemalige RTL-Chef und Medienexperte Prof. Dr. Helmut Thoma, der die Schirmherrschaft der Initiative übernommen hat. Zugleich forderte er die wirtschaftlichen Kräfte, die im oder mit dem Internet arbeiten, dazu auf, sich der Initiative anzuschließen.

Der naiin-Tätigkeitsbericht kann auch direkt im Internet abgerufen werden.

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